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Drei Tage und ein Leben von Pierre Lemaitre

Vorgestellt von Corinna Feierabend

Eine miefig-provinzielle, nordfranzösische Kleinstadt ist Schauplatz dieses abgründigen Romans. Antoine, der unglückliche zwölfjährige Sohn einer wenig zugewandten, von ihrem Mann verlassenen Mutter, baut sich im Wald ein Baumhaus. Seine Freunde spielen unterdessen mit ihrer Playstation, was seine Mutter ihm jedoch verbietet. Im Wald erschlägt er den Nachbarjungen Rémi. Dieser ist ihm an diesem verhängnisvollen Tag, wie zuvor schon oft, in das geheime Baumhaus gefolgt. Heute aber steht Antoine völlig neben sich: Der pubertierende Junge ist gepeinigt von einer rüden Erwachsenenwelt und großer Verlassenheit, so dass die Begegnung mit dem Sechsjährigen aus dem Ruder läuft. Antoine weiß sich nicht anders zu helfen, als den Körper des toten Rémi in eine Erdhöhle fallen zu lassen und nach Hause zu laufen. Er spricht mit niemandem über das Geschehen.

Ein infernalisches Unwetter vereitelt kurz darauf die polizeilichen Nachforschungen und alle Suchaktionen nach dem verschwundenen Rémi. Nach einigen Jahren allerdings gerät der Fall erneut in den Fokus von Ermittlungen und damit an die Öffentlichkeit. Antoine wird als erwachsener Mann wieder befragt und sein Gewissen spielt verrückt.

Kalt wie eine Hundeschnauze wird in kargen Sätzen, die den Leser frösteln lassen, indessen Antoines Mutter skizziert: „Ihr Sohn hatte versucht, sich umzubringen, indem er den Inhalt des Medizinschranks geschluckt hatte, mag sein, so konnte man es sehen. Aber wenn man das Ereignis auf eine […] Magenverstimmung zurückführte, wurde es auf eine Nebensächlichkeit reduziert […].“ Pierre Lemaitre (Jahrgang 1951) beherrscht sein Handwerk meisterhaft. Ein überaus gelungener Roman mit einem überraschenden Ende zum Thema Schuld.

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783608981063
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Kategorie: Roman

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